An einem Strang ziehen, aber gemeinsam!

Kennt ihr Solidarität auch nur als Einbahnstraße? Also so, dass jemand Solidarität von dir einfordert, während die oder der dir immer wieder mit dem nackten Arsch ins Gesicht springt? Das beschreibt ungefähr mein Verhältnis zur Linkspartei. Nachdem nun wirklich die Kacke am Dampfen ist, habe ich keine Lust mehr, gute Miene zu bösem Spiel zu machen. Die AfD gewinnt eine Wahl nach der anderen und legt einen Auf- und Durchmarsch nach dem anderen hin und die Kader der Linkspartei fordern derweil bedingungslose Solidarität für das Stapeln von Scheiße.

Ein Typ schreibt den größten Stuss ins Internet, käut jedes noch so blöde Kriegsmärchen durch, nutzt koloniale Sprache, belegt sein reaktionäres Denken und geht bestenfalls (und mit viel Wohlwollen) gerade noch als Linksliberaler durch. Und das in einer Welt, in der Linksliberale eben so sind: weiß, deutsch, privilegiert, rassistisch, reaktionär, kriegsgeil und durch und durch chauvinistisch. In so einer Welt sind Linksliberale, die Faschos, die man nicht hauen darf.

Solche Linksliberalen darfst du auch nicht kritisieren, weil sie dann nämlich loslatschen und Staat und Nazis die schlimmste Scheiße über ich erzählen, weil du in deren Augen der Nazi bist, Kritik am Linksparteiler ist grundsätzlich schlimmer als Höcke. Sagst du einem Linkslib, dass er doch bitte seinen enthusiastisch vorgetragenen Rassismus etwas zügeln möge (statt den nächsten Wahlsieg der AfD zu befeuern), kommt irgendeine noch dümmere Genossin daher, die dir erklärt, dass sie dich dieses Mal nicht für deine Verleumdung anzeigen wird, weil ihr die Zeit zu schade ist und sie sich nicht die Hände schmutzig machen will. Na super. Sie hat dabei offensichtlich Besseres zu tun zB. laut ihrem Instagramprofil im Minirock und mit knallrotem Lippenstift Risotto kochen. Wie so‘n erzreaktionäres Tradwife.

Das alles finden Linksliberale aber völlig normal. Sie kennen ihren Platz in der Gesellschaft und auch deinen. Sie sind die, die sich vielleicht nur ein klitzekleines Bisschen von den Herrschenden unterscheiden, aber in der selben Liga spielen. Ob sie als kritisch auffallen, entscheiden sie grundsätzlich selbst. Und du entscheidest, ob dir dieses Bisschen ausreicht, um sie als Genossen und Genossinnen zu tolerieren und aus welchen Gründen. Ihre Kritik am System bleibt auch stets moderat und herrschafts- und struktursensibel. Sie fordern nicht, sie bitten um Gehör. Man könnte auch sagen, sie betteln. Sie verkacken es sich nicht mit der Bestie, sie kitzeln sie nur ein bisschen. Aus sicherer Entfernung.

Aber du bist die oder derjenige, die/der wenigstens gegen das System rebellieren darf, weil sie dich eben gewähren lassen und so lange sie wollen. Wirst du zu frech, also gehst sie an, weil sie Teil des Problems und nicht Teil der Lösung sind, nutzen sie Repression als Drohung und strukturelle Diskriminierung als Peitsche. Und das ist der Moment, in dem dir klar wird, dass sie niemals deine Genossen und Genossinnen waren, sondern nur jene, gegen die du nicht konsequent vorgegangen bist.

Das ist der Moment, in dem du begreifst, dass dieser Strang, an dem du ständig mitziehen sollst, die ganze Zeit in einer Schlaufe um deinen Hals endet.