von duman
Aus Liebe zu Deutschland schreibe ich diesen Text, ich hasse Deutschland, weil ich es liebe.
»Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – nun überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel – mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land. Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen – weil wir es lieben.«
Kurt Tucholsky „Heimat“ 1929
Auch wir lieben dieses Land. Ein Land, dessen Staat und Bürger, stets bemüht sind, sich selbst abzuschaffen, getrieben von inneren und äußeren manipulativen Kräften, die die Bevölkerung mit eiserner Hand gefügig hält. Geteilt hat man dieses Land und Hass in die Bevölkerung getrieben. Populistische Strömungen, die sogar Hass unter deutschen Geschwister erschaffen haben. Während sich die einen im Westen nur schwer lösen konnten von den Fängen des dollargetriebenen Kapitalismus, der die deutsche Mark unterwarf, mussten die anderen im Osten sich eingestehen, dass sie für imperialen sowjetischen Kommunismus geopfert wurden. Was deutsch-Deutsche jedoch gemein haben, ist die bereitwillige Unterwerfung der persönlichen und kollektiven Individualität zugunsten autoritärer Machtstrukturen. Diese gemeinsame Sehnsucht findet die deutsche Politik parteiübergreifend heute in der deutschen Staatsräson: das Überleben eines anderen Staates wird über den eigenen Staat gestellt. Staatsräson bedeutet für alle Länder dieser Welt, dass das Überleben des eigenen Staates über allem steht. Deutschland hat dies aufgegeben, das Wohl der Bevölkerung eines anderen Landes steht über dem Wohl der Bevölkerung des eigenen Landes. Das ist einmalig in der Welt. Und das gesamte politische Spektrum in Deutschland macht da mit.
Alexander Gauland 2017:
„unsere historische Schuld hat uns bewogen, die Existenz Israels zu einem Teil unserer Staatsräson zu erklären. Das ist moralisch richtig, enthält aber eine über das bloße Bekenntnis hinausgehende Verpflichtung: im Ernstfall einer existenziellen Bedrohung Israels an dessen Seite zu kämpfen und unter Umständen auch zu sterben.“
So opfern wir uns alle bereitwillig oder gezwungen, da unsere systemkritische Meinungsfreiheit kollektiv und gezielt eingeschränkt wird. Medien, wie die Döpfner „Ich bin ein nicht jüdischer Zionist“ Springerpresse, oder der sich weitgehend der Staatsräson unterwerfenden GEZ gestützten Medien, bestimmen die Debatte. Eine klare Linie der Ablehnung hätte jeder schon lange ziehen müssen. Beispiele für Repression der faktenbasierten Wahrheit in der jüngeren Weltgeschichte findet man bei den Fällen Assange oder Snowden, hätten jeden Deutschen aufwecken müssen. Ich bin dankbar für Europa und für eine zwar stark reformbedürftige aber in der Grundidee richtige EU. Dankbar dafür, dass mir europäische Medien wie arte, die auch von meinen Rundfunkgebühren gestützt werden, deutschsprachige Fakten liefern außerhalb dieser medialen Repression Deutschlands. Nur die Internationalität kann Deutschland retten, ein gemeinsames Erwachen aller Deutschen mit kollektivem Widerstand um endlich Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für Alle zu fordern. Vor allem für uns selbst, den Menschen in Deutschland. Jedem sollte es Aufstoßen, dass Spaltung in eine Bevölkerung getrieben wird, um imperialen Kräften militärische oder profitgesteuerte Vorteile zu verschaffen. Jeder in Deutschland müsste den Schmerz empfinden amerikanischer Bomben, die gesamte Städte zerstören als Kollektivstrafe. Jeder in Deutschland müsste das Leid der unschuldigen zivilen Bevölkerung spüren. Doch die Autorität hat uns fest im Griff, wir werden durch populistische Slogans manipuliert. Wir entfremden uns von uns selbst. Wir fühlen nicht viel, wir fühlen gewiss nicht intensiv. Alles was uns bleibt: wir wollen nicht anders sein und wir haben Todesangst auch nur einen Meter vom Schmerz entfernt zu sein. Doch alles was wir, die Menschen Deutschlands eigentlich wollen, ist Einigkeit und Recht und Freiheit. Endlich Freiheit und Selbstbestimmung. Werte, die auch insbesondere der deutschen Bevölkerung verwehrt werden zugunsten fremder Mächte. Der Eiserne Vorhang ist symbolisch gefallen, doch den Kalten Krieg führen wir fort: in uns selbst und nach außen. So beteiligt sich Deutschland stets bereitwillig daran dieses Land, samt seiner gesamten Bevölkerung zu opfern, unsere Steuergelder und Ressourcen zu verschwendet für stets die anderen, die spaltende Mauern in das Land und die Empfindungen der Bevölkerung treiben. Dabei hat die deutsche Bevölkerung auch gemein, dass es sich auflehnt gegen die eigene oder fremde Obrigkeit, die uns Menschen dieses Landes unterdrückt und ausbeutet.
Die Bevölkerung Deutschlands hat das Potential diese erschaffenen Existenzkrisen zu überwinden für die eigene individuelle Freiheit jedes einzelnen. Dazu benötigt es Eintracht und Konsens unter der Menschen. Die historische Verantwortung der deutschen Bevölkerung besteht darin, diesen gemeinsamen, verbindenden Humanismus, den wir alle in uns tragen, kollektiv zu erkennen. Für den Nachbarn und für allem für sich selbst. Die deutsche Bevölkerung ist es wert Einigkeit und Freiheit und Menschenwürde auch im eigenen Land zu genießen. Wir sind aber eine Bevölkerung, die sich einschläfern lässt und gehörig autoritären Kräften dient. Es wird Zeit für Deutschland sich zu befreien und ein neues gemeinsames Selbstbewusstsein aufzubauen. Diese Wut, diese Enttäuschung, die wir alle in uns tragen, konzentrieren wir nicht auf das Wesentliche. Wir werden instrumentalisiert um dieses Land und diese Bevölkerung zu opfern. Wir müssen miteinander reden, Deutschland, über Fakten und Realität. Wir, die Menschen in Deutschland, haben viel gemein, doch alt bewährte propagandistische Mittel treibt die Menschen Deutschlands erneut auseinander. Deutschland schafft sich selbst ab – schon wieder.
»Ich glaube, dass die Erkenntnis der Wahrheit nicht in erster Linie eine Sache der Intelligenz, sondern des Charakters ist. Dabei ist das Wichtigste, dass man den Mut hat, „NEIN“ zu sagen und den Befehlen der Machthaber und der öffentlichen Meinung den Gehorsam zu verweigern; dass man man nicht länger schläft, sondern menschlich wird; dass man aufwacht, und das Gefühl der Hilflosigkeit und Sinnlosigkeit verliert.«
Erich Fromm