Rentner & Corona

62 Jahre, Rentnerin, Mutter und Großmutter – Covid19 & Lebensrealität unserer Klasse #5

62 Jahre, Rentnerin, Mutter und Großmutter

R. ist 62 Jahre alt, Großmutter von 7 Enkelkindern und pflegt im Eigenheim ihre kranke Mutter. Sie hat erst vor kurzem eine schwere Zeit durch ihren Brustkrebs erlebt und konnte die Schwächen des Gesundheitssystem am eigene Leibe miterleben. Doch sie war nicht die einzige, wie sie uns berichtete. Bereits ohne Corona hatte sie viele Gespräche erlebt, in denen Menschen ihre Therapie abbrechen mussten, weil sie keine finanziellen Mittel mehr hatten, sie den Fahrtweg nicht mehr auf sich nehmen konnten und weil sie einfach keine Kraft mehr hatten, weil sie sich von der Politik im Stich gelassen fühlten. Dennoch verfolgt sie aktuellen Ereignisse kritisch und schrieb uns folgenden Bericht.

Die Ereignisse überschlagen sich. Kinder können nicht mehr zur Schule oder zum Kindergarten. Viele Kinder haben die Möglichkeit versorgt zu werden, Eltern können noch auf Großeltern zurückgreifen. Doch was ist mit denen, die das nicht können? Was passiert mit den Kindern, für die das Mittagessen in der Schule die einzige vollwertige Kost des Tages ist? Kinder erfahren weniger Aufmerksamkeit, weniger Anerkennung, der geregelte Tagesablauf wird völlig durcheinander gebracht. Wie viele Kinder sind denn von solchen Strukturen abhängig, weil die Eltern an (oder unter) der Armutsgrenze leben?

Doch nicht nur für Kinder sind es erhebliche Einbußen. So berichten die Medien über Milliardenüberschüsse in der Pflegeversicherung. Da frage ich mich, wieso erhalten die Menschen, die ihre Angehörigen jetzt unter noch viel schwierigeren Bedingungen pflegen, keine zusätzliche Leistungen? Es wird den Menschen geraten das Haus nicht mehr zu verlassen, doch wer kümmert sich dann um die eigenen Familienangehörigen, um die älteren Nachbarn, die auch unter „normalen“ Bedingungen jede Hilfe gebrauchen können? Sollen die Menschen auch noch in die Pflegeheime gebracht werden?

Die Beantragung der Verhinderungspflege bspw. dauert Monate und das Geld muss erst mal ausgelegt werden. Es bedarf aber jetzt schnelle, unbürokratische Hilfen und das nicht in erster Linie für Banken und Konzerne!

Die PflegerInnen und BetreuerInnen in den Pflegeheimen, in den Wohnstätten für Menschen m. Behinderung, usw. brauchen sofort mehr Gehalt, ohne lange gewerkschaftliche Verhandlungen und Scheindemonstrationen! Das gleiche gilt für VerkäuferInnen, Ärzte, Schwestern und Pfleger in den Krankenhäusern. Die Milliarden müssen gerecht verteilt werden und nicht nur in die Wirtschaft gesteckt werden. Gerade die Menschen, die mit Menschen arbeiten, brauchen sofortige staatliche Unterstützung. Und die ärztliche Versorgung muss auch für die „Normalsterblichen“ gesichert sein. Die schwerkranken Menschen müssen von der Zuzahlung zu lebensnotwendigen Medikamenten befreit werden oder ist das der heutige Ausdruck von gegenseitiger Wertschätzung? Den Menschen muss Respekt und Würde entgegengebracht werden, nicht nur durch Händeklatschen, sondern auch durch finanzielle Taten!

Krankenkassen mit Milliardenüberschuss? Wo wäre das ganze Geld, welches jetzt locker gemacht wird, geblieben, wenn es keine Pandemie geben würde? Und wer soll die Milliarden wieder erwirtschaften?

Vorsichtsmaßnahmen müssen ergriffen werden, dazu gehören Masken, Handschuhe, Desinfektion, was überall bereitgestellt werden sollte. Doch in den Einkaufsläden sieht man nichts!

Die Mieten und Nebenkosten müssen gesenkt werden, weil es bald keiner mehr bezahlen kann. Also von den Menschen, denen es ähnlich geht wie mir.

Der Benzin ist günstig wie lange nicht mehr, damit die Menschen auch günstiger zur Arbeit fahren können.

Die Politik unternimmt nicht viel, um die Schwachen, die Kinder, die älteren Menschen, Menschen mit Behinderungen, Kranke, Frauen, Obdachlose, … zu schützen!