Am vergangenen Samstag haben um 20 Uhr rund 150 Menschen gegen die nächtliche Ausgangssperre in Halle auf dem Rosa-Luxemburg-Platz demonstriert. Nach einer Verordnung der Stadtverwaltung sollte sich ab diesem Tag niemand mehr von 21 bis 5 Uhr im öffentlichen Raum der Saalestadt aufhalten. In Redebeiträgen wurde diese Maßnahme scharf kritisiert. Ein Sprecher des „Offenen Antifaplenums Halle“ wies auf den Widerspruch hin, dass man in der Freizeit eingeschränkt werde, während der Bereich der Arbeit in den Betrieben ohne Beschränkungen geöffnet bleibe. Um die Pandemie wirkungsvoll zu bekämpfen, forderten die Veranstalter in ihrem Aufruf einen „wirtschaftlichen Shutdown bei vollem Lohnausgleich“. In einem vorbereiteten Audiobeitrag wies der Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge auf die soziale Ungleichheit während der Corona-Krise hin. In dem darauffolgenden abgespielten Radiointerview wurde die ungleiche Verteilung der Impfstoffe auf der Welt kritisiert. Im nächsten Beitrag thematisierte man die Arbeitsbedingungen bei Amazon in der Pandemie. Die Situation des Streiks in der Lagerhalle des Versandriesen in Osterweddingen bei Magdeburg wurde dargestellt. In der letzten Audiopräsentation schilderte eine Verdi-Funktionärin die aktuelle prekäre Situation der Beschäftigten in den halleschen Krankenhäusern.
Nach der Auflösung der Kundgebung folgte eine Spontandemonstration von circa 80 Personen vom Reileck bis zum Uniring, wo diese Versammlung sich wieder zerstreute. Bei diesem Umzug hatten die Demonstranten einen antikapitalistischen Umgang mit der Corona-Pandemie gefordert. Nicht die Arbeiterinnen und Arbeiter sollten die Lasten tragen, sondern die Wirtschaftsunternehmen. Außerdem kritisierten sie die Rechtsradikalen, die versuchen würden die Corona-Proteste mit ihren Inhalten zu füllen. Auf dem halleschen Marktplatz hatten sich zum selben Zeitpunkt 30 Rechte versammelt, um mit dem AfD-Politiker Donatus Schmidt gegen die Ausgangssperre zu protestieren.