Prof. Dr. Hockertz

Einschränkung von Grundrechten vs. Covid19 – Interview mit Prof. Dr. Hockertz

Ein Interview mit dem Immunologe Prof. Dr. Hockertz erregt zur Zeit die Gemüter der von Panik & Hamsterkäufen geschundenen Nation.

Vor einigen Tagen gab der Immunologe und Virologe Prof. Dr. Hockertz dem Radiosender SAW ein Interview zum Thema Covid19. Im Gegensatz zu den meisten, derzeitigen Einschätzungen seiner Berufskollegen war er bemüht der verbreiteten Panik eine besonnene Relation entgegenzustellen. Er kritisierte als grundsätzliches Problem dieser momentanen „Corona-Krise“ das kaputt gesparte Gesundheitssystem und generelle Hygienemängel. Außerdem verglich er die Corona-Pandemie mit einer ebenfalls gefährlichen, aber regelmäßig auftretenden „Influenza“.

Schnell brach ein virtueller Shitstorm über Hockertz herein. So wurde z.B. sein Wikipedia-Eintrag zur Löschung vorgeschlagen. Seine Glaubwürdigkeit wurde aufgrund seiner Tätigkeit im privatwirtschaftlichen Sektor als parteiisch dargestellt. Doch ist Prof. Dr. Hockertz, der sein Geld aus der Wirtschaft bekommt, befangener als Prof. Dr. Christian Drosten, welcher sein Geld an der Charité Berlin verdient? Den wissenschaftlichen Gehalt Hockertz‘ Aussagen zum Vergleich der Gefährlichkeit des Corona Virus und einer Influenza versuchte die Faktenfinder-Redaktion des BR mit einem „Faktencheck“ zu hinterfragen. Das Fazit: „Für Bewertungen des Corona-Virus, die es auf eine mit Influenza vergleichbare Stufe stellen, ist es zu früh.“

Den sich entfaltenden Shitstorm und den Vorwurf der Verantwortungslosigkeit konnte dieses Fazit allerdings nicht mehr aufhalten. Denn rationales Denken ist in Zeiten der globalen Pandemie und durch Medien geförderte Angst schwer bis unmöglich geworden, vor allem wenn die Meinung nicht dem Mainstream der Politik entspricht. Doch die Brisanz liegt weniger in seinen für uns Laien schwer zu erfassenden wissenschaftlichen Aussagen. Vielmehr ist es seine offene Kritik am Gesundheitssystem und dem Vorwurf eines autoritär handelnden Staates. Denn kaum jemand stellt momentan öffentlich die herrschenden Grundrechtseinschränkungen wie die faktische Abschaffung des Versammlungsrechts, die Aufhebung der Unverletzlichkeit der Wohnung, die Abschaffung des Brief- und Postgeheimnisses oder Datenschutzes überhaupt noch in Frage. All diese Grundrechte werden im Interesse der Gesundheit des „Volkskörpers“ als notwendig und richtig hingenommen. Und noch seltener sind momentan Immunologen, die dies im Kontext der momentanen Pandemie kritisieren.

Aus diesem Grund dokumentieren wir an dieser Stelle das Interview von Radio SAW mit Prof. Dr. Hockertz im Format „Experten im interview zum Thema Corona“

Herr Prof. Dr. Hockertz, wie gefährlich ist dieses Virus?

Die Menschen sterben nicht an Corona, sondern mit Corona. Das Corona-Virus ist hinsichtlich seiner Gefährlichkeit und auch hinsichtlich des Krankheitsverlaufs mit einer Influenza gleichzusetzen. Es ist eine Atemwegserkrankung, die nur bei ganz wenigen Menschen zu einer Lungenentzündung führt. Diese wiederum führt bei noch weniger Menschen zum Tod. Natürlich gibt es auch Menschen, die an Corona sterben. Aber viele sterben an anderen Erkrankungen, wobei sie aber das Virus im Körper tragen. Man spricht von Sterberaten zwischen 0,3 – 0,7 Prozent. Diese Zahlen stehen allerdings auf sehr wackeligen Beinen. Bei solchen Angaben muss man sich fragen: Wer sind eigentlich die 100 Prozent? Das sind nur diejenigen, die auf Covid19 getestet werden. Viele Menschen haben diese Infektion schon längst durchgemacht, weil sie nämlich bei 95 Prozent der Menschen einen sehr seichten Krankheitsverlauf mit leichten Atemwegserkrankungen hat, vielleicht bleiben sie klinisch sogar völlig ohne Symptome, weil ihr Immunsystem leicht damit fertig wird. Covid19 ist nicht Ebola, das sind nicht die Pocken, nicht die Masern und auch nicht die Pest. Es ist ein Erreger, der bei einigen wenigen Menschen zum Tode führt und das bekommen wir jetzt vor Augen geführt. 2017/18 sind in Deutschland 25 100 Menschen an der Influenza verstorben. Das wurde in keinster Weise öffentlich zur Kenntnis genommen, keiner hat da hingeschaut.

Für wen genau ist das Virus wirklich gefährlich?

Es ist gefährlich für alte Menschen, für Menschen mit Immunschwäche, für Menschen, die an Lungenerkrankungen leiden, für Menschen mit gefährlichen Vorerkrankungen und für alle Menschen, so sieht man es in Italien, die in Krankenhäuser eingeliefert werden. Man fragt sich, warum sterben in Italien und Spanien so viele, in den Niederlanden oder Deutschland aber nicht. Ursache dafür ist die Verbreitung von Krankenhauskeimen. In Deutschland starben 2015 2363 Menschen daran, in Frankreich 5543, in den Niederlanden nur 200 – denn die Krankenhaushygiene funktioniert hier sehr gut – in Italien aber 10 762 Menschen. Außerdem sind auch Menschen gefährdet, die extremen Umweltbelastungen ausgesetzt sind. So sind Orte mit starker Luftverschmutzung stärker betroffen. Das hat man schon bei den Grippewellen der letzten Jahre in Norditalien, einem großen Industriegebiet, beobachten können. Wenn man sich anschaut, woran die Menschen sterben, dann wird klar, dass die wenigsten, die als Corona-Tote gezählt werden, wirklich an Corona sterben. Sie sterben einfach mit dem Erreger, weil sie andere Vorerkrankungen haben. Um diese Menschen müssen wir uns extrem kümmern, das ist überhaupt keine Frage, die müssen wir schützen. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten. Wir können sie schützen, indem wir eigene Immunität entwickeln, durch eine Impfung oder eine Therapie. Das wird aber noch dauern, solange müssen wir diese Menschen durch ein funktionierendes Gesundheitssystem schützen. Aber dieses System haben die Politiker in der Vergangenheit kaputt gespart. Pflegekräfte und Betten wurden durch Privatisierungen wegrationalisiert. Und die Politiker, die das zu verantworten haben, die erzählen uns jetzt: Ihr müsst zuhause bleiben, damit dieses System nicht kollabiert. Das ist einfach nur grotesk, absolut grotesk. Dabei steht nicht der Mensch im Vordergrund.

Warum wird jetzt so anders gehandelt? Warum müssen Bildungs- und Kultureinrichtungen und sogar Spielplätze schließen? Warum gibt es jetzt Kontaktverbote?

Die Politik hat in solchen Fällen immer zwei Optionen. Die eine Option wäre, wissensbasiert, vernünftig und maßvoll zu reagieren. Das bedarf aber eines hohen Erklärungsaufwands, man muss den Menschen sagen, worum es geht, man sollte ihnen klare und deutliche Informationen zum Krankheitsverlauf zukommen lassen und sie aufklären. Das passiert aber nicht. Die zweite Option, für die sich die Politik in Deutschland und Europa größtenteils entschieden hat, ist autoritär und stellt eine maßlose Einschränkung unserer Grundrechte dar. Da muss man nichts erklären, da kann man einfach draufhauen und 95 Prozent der Bevölkerung in Haft nehmen, obwohl nur 5 Prozent der Bevölkerung wirklich gefährdet sind.

Was wäre aus Ihrer Sicht eine maßvolle Reaktion?

Hygiene, Hygiene, Hygiene. Ich finde es hervorragend und das ist eine der wenigen positiven Auswirkungen von Covid19, dass uns wieder bewusst wird, wie wichtig Hygiene ist. Wer hat sich denn bisher 20 Sekunden lang die Hände gewaschen? Selbst wenn ich einem Covid19-Infizierten die Hand gebe, es aber danach vermeide, mir ins Gesicht oder in den Mund zu fassen und regelmäßig Hände wasche, dann kann mir nichts passieren, dann werde ich nicht krank. Das ist keine todbringende Seuche, die sich durch die Haut frisst. Hygiene muss immer eine Rolle spielen. Wir sollten jedes Jahr zur Grippesaison, wie auch jetzt, auf Handschläge verzichten. Haben Sie erlebt, dass während der letzten Grippewellen die Griffe der Einkaufswagen desinfiziert wurden? Nein, aber das wäre da auch schon notwendig gewesen. Wir sprechen mit Menschen, die mit Atemwegserkrankungen zur Arbeit kommen, und bitten sie darum, zuhause zu bleiben. Denn sie könnten infiziert sein, ob es sich nun um Covid19 oder eine Influenza handelt, spielt doch gar keine Rolle. Es ist ein ähnliches Virus. Wenn wir lernen, dass wir Hygiene wieder aktiv leben müssen, dann hat die Covid19-Hysterie wenigstens diesen einen sehr positiven Effekt gehabt.

Wie sieht die Entwicklung in den nächsten Wochen aus?

In die Zukunft zu schauen, ist immer schwierig. Eben auch, weil die Politik maßlos und autoritär und nicht wissensbasiert reagiert. Wir müssen uns eigentlich darüber Gedanken machen, wie wir aus der Nummer wieder rauskommen. Dazu müssen wir mit den Menschen so umgehen, wie sie es verdienen. Wir müssen aufklären und wissenschaftlich feststellen, wer schon durch diese Infektion gegangen ist. Es gibt seit einigen Tagen einen Schnelltest, der Covid19-Antikörper nachweist. Dieser Test weist also Immunität nach. Mit dem Wissen, dass wir immun sind, können wir die gefährdeten Menschen effektiv schützen. Wir können diese Menschen besuchen, sie versorgen und pflegen, ohne sie einem Risiko auszusetzen. Das Schließen der Schulen war falsch. Wir hätten aus China wissen können, dass sich über Kinder und Jugendliche eine Immunität herstellen lässt. Kinder erkranken sehr selten an Covid19, man hätte die Pandemie dadurch in den Griff kriegen können. Aber wie kommen wir da jetzt raus? Es bedarf einer vernünftigen Risikoanalyse. Es geht dabei nicht nur um wirtschaftliche Schäden, auch soziale und psychologische Aspekte müssen bedacht werden. Diese Hysterie muss aufhören. Ich habe schon im Januar gesagt: Nicht das Virus selbst, sondern die Panik davor macht uns krank.

Brauchen wir Mundschutz und Handschuhe?

Gummihandschuhe und Mundschutz haben den Vorteil, dass der Weg von der Hand zum Mund verbaut wird. Dadurch kann ich den eigenen Infektionsweg unterbrechen. Es ist aber nicht nötig, um Infektionsschutz vor anderen Menschen zu bekommen.

Warum sind kritische Stimmen wie die Ihre so selten?

Das habe auch ich mich gefragt und ich kann es nur auf die Situation der Medizin und Wissenschaft im Allgemeinen zurückführen. Ich bin unabhängig. Ich bin vielleicht auch in einem Alter, in dem mir ein Shitstorm nichts mehr ausmacht. Die jungen Kollegen, die gegen den Mainstream sprechen, haben es sehr schwer für ihre weitere Karriere. Das ist ein Problem, das wir in der Wissenschaft immer wieder sehen. Eine wirklich beklagenswerte Situation. Darüber müssen wir reden, wenn diese Hysterie vorbei ist: Wie sieht die Hierarchie in der Wissenschaft aus? Ich bekomme unglaublich viele Zuschriften von jungen Kollegen, Mitarbeitern in Gesundheitsämtern, die aber auch ganz klar sagen: Bitte nennen Sie nicht meinen Namen, ich habe Angst, ich bin im Öffentlichen Dienst, ich darf mich nicht äußern. Das ist die Situation. Es gibt einen Mainstream, die meisten gehen da mit. Ich hoffe, dass wir das aufweichen können, damit wir eine Vielfalt von Informationen bekommen. Dann können Menschen es wieder wagen, ihre Meinung dazu zu sagen. Deshalb ist die Bundesregierung auch so schlecht beraten. Sie lassen sich nur von wenigen Experten beraten, die ihr dazu noch ganz und gar zu Diensten sind.