Covid19 & Lebensrealität unsere Klasse

Es wird eng für uns – Covid19 & Lebensrealität unserer Klasse #1

Katrin ist alleinerziehende, vollberufstätige Mutter von 2 Kindern im Kindergartenalter. Sie arbeitet in der Verwaltung einer Im- und Export-Firma für medizinischen Bedarf. Da der Kindergarten seit ein paar Tagen geschlossen ist, muss sie die Kinder zu Hause betreuen. Ihr Chef hat ihr angeboten, 150 Fehlstunden anzusammeln, die sie später abarbeitet. Katrin arbeitet 40 Wochenstunden und weiß nicht, wie sie diese Fehlzeiten jemals einarbeiten soll. Auch nach Corona hat sie noch 2 Kinder und braucht den Vollzeitjob erst recht, um über die Runden zu kommen. Über ihre Sorgen hat sie mit uns gesprochen.

Katrin, du bist zu Hause, weil die Kita zu hat. Wie geht es dir?

Im Moment ganz gut, aber ich mache mir natürlich Sorgen um die Kids und bin eigentlich froh, dass sie zu Hause sind. Das senkt das Infektionsrisiko. Sorgen mache ich mir aber auch, ob ich demnächst noch mein volles Gehalt bekomme, ob ich überhaupt noch Geld bekomme und langfristig meinen Job behalte. Es gibt Gerüchte in der Firma: Kurzarbeit ab nächsten Monat. Mit 67 % vom Netto wird es für uns eng. Mit noch weniger richtig übel.

Was machst du tagsüber mit deinen Kindern?

Solange wir das noch dürfen, sind wir viel draußen unterwegs, meiden aber Spielplätze und Menschengruppen. Für die Kinder ist es wie Urlaub, für mich echt anstrengend. Aber wir halten durch. Alle.

Wie haben die aktuelle Krise und das Coronavirus deine Arbeit in den letzten Wochen beeinflusst?

Da wir auch Geräte aus Corona-Regionen importieren, standen Lieferungen schon einige wochenlang unter Quarantäne. Niemand traute sich mehr die Lieferungen aus China oder Italien anzufassen. Bald folgten dann Lieferengpässe, weil Zulieferfirmen dicht machen und Grenzen. Bei den ersten Personalversammlungen gab es dann die ersten Spannungen: Die Verwaltung hätte im Home-Office arbeiten können, worüber die Produktion erbost war. Mit 2 kleinen Kindern heißt Home-Office dann Nachtschichten und Arbeit am Wochenende, aber wenigstens vorerst keinen Verdienstausfall. Eine Entscheidung dazu wird im nächsten Monat getroffen. Aktuell häufe ich mit jedem Tag, den ich zu Hause bin, Fehlstunden an. 150 Fehlstunden sind das Maximum. Keine Ahnung, wie es dann weiter geht. Ich kann mich auch unbezahlt freistellen lassen, aber mir das absolut nicht leisten.

Welche Wünsche und Forderungen hast du?

Wir brauchen mehr Kindergeld. Es braucht flexiblere Arbeitszeiten für Eltern und auch Entschädigungsleistungen wegen Verdienstausfall auf Grund der Kinderbetreuung. Wenn sonst die Kinderbetreuung ausfällt, denkt man sofort an die Großeltern, aber die sollen jetzt gerade gemieden werden. Wenn das hier alles länger dauert, wird es echt eng für uns.