Mein Name ist Christian, ich bin 35 Jahre alt und lebe mit meiner Frau und zwei Kindern in Magdeburg. Ich bin beruflich im sozialen Bereich tätig bei einem großen Träger hier in der Stadt. Die Auswirkungen der Corona-Krise machen sich in nahezu allen Lebensbereiche bemerkbar.
Bei mir auf Arbeit ist die Stimmung zwar bisher noch entspannt, dennoch spüren viele Kollegen große Unsicherheit. Wie kann ich mich selbst gegen eine Infektion schützen? Wie geht es weiter im Job? Wie kann ich das Arbeitspensum bewältigen? Wie kann ich für meine Familie weiterhin sorgen?
Arbeit im Home-Office ist bei uns nicht möglich, da wir für die (Grund-) Versorgung vieler Menschen verantwortlich sind. Der Sozial- und Pflegebereich wurde in den letzten Jahren immer weiter kaputtgespart und auf kapitalistische Effizienz getrimmt. Die Folgen der Krise wird zu einem großen Teil die einfache Bevölkerung tragen müssen. Die Angestellten in meinem Arbeitsbereich haben schon in der Vergangenheit weinig Wertschätzung für ihre Arbeit von der Politik erhalten. Miese Bezahlung, Schichtdienste und unsichere Arbeitsverträge – so sieht die Realität im sozialen Bereich aus. Dennoch sind es jetzt gerade wir, die die Versorgungsstruktur aufrechterhalten, wobei sich der Staat aus seinen Aufgaben immer weiter zurückzieht.
Schulen und Kitas sind geschlossen. Da meine Frau weiterhin zur Arbeit muss, ist die Kinderbetreuung nicht abgesichert. Aktuell versuchen wir mit anderen Eltern ein Netzwerk zu bilden, um für das Nötigste zu sorgen. Gleichzeitig haben wir von der Schule umfangreiche Lernaufträge erhalten, welche in Hausbeschulung umgesetzt werden sollen. Wie das gehen soll bei gleichzeitiger Berufstätigkeit, ist mir ein Rätsel. In den Medien wird aufgerufen, alle sozialen Kontakte zu meiden. Klingt toll, in der Realität ist dies für Arbeiter/innen aber nicht möglich. Viele Arbeiter/innen werden einfach weiterhin zur Arbeit geschickt und dem Infektionsrisiko ausgesetzt. Gleichzeitig werden nahezu alle Bürgerrechte abgebaut. Die Politiker reisen weiterhin von Talkshow zu Talkshow, um uns ihre Weisheiten zu predigen. Die gemeine Bevölkerung soll sich aber in den eigenen vier Wänden einsperren. In unserem Stadtteil steigt die Präsens von Polizei und Ordnungsamt, da alle Spielplätze geschlossen wurden. Anstatt sich auf die wirklich lebensnotwendigen Sachen zu konzentrieren, schraubt der Staat an der Repressionsschraube und drangsaliert die Bewohner/innen mit Platzverweisen und Zwangsgeldern. Sicher, für diejenigen, die in ihren Palästen leben, mag es ja mal ganz entspannt sein, zwei Wochen zu Hause zu verbringen. Aber für den Großteil der Bevölkerung stellt es eine massive Belastung dar, als Familie in einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung auszuharren.
Den Predigten und Reden der Politiker kann ich keinen Glauben schenken. Sie haben schon vor der Krise Lobbypolitik fürs Kapital gemacht, das werden sie auch in Krisenzeiten tun. Wer glaubt, dass sie im Interesse unserer Gesundheit handeln, ist naiv. Ihr merkt es sicher: Die Gesamtsituation kotzt mich an. Die Wut im Bauch steigt, wenn ich den Herrschenden dabei zusehen muss, wie sie sich zu Krisenmanagern aufspielen, aber dabei doch ganz andere Interessen verfolgen.